Stausee Birkungen: Graugansküken erfolgreich von Höckerschwänen adoptiert

03.10.2016

Wer kennt es nicht, das Märchen vom "hässlichen Entlein“ von Hans Christian Andersen: Aus 6 Eiern schlüpfen ganz normale Entenküken. Das Küken aus dem 7. Ei sieht anders aus und verhält sich anders. Es wird von den Entenküken als dumm und hässlich verspottet. Das „gemobbte“ Küken flieht. Im nächsten Frühjahr erkennt es im Spiegelbild des Wassers, dass es gar nicht hässlich, sondern zu einem schönen und stolzen Schwan herangewachsen ist.

 

Am Ohnestausee bei Birkungen ging es in diesem Jahr umgekehrt und friedlicher zu: Ein Paar Höckerschwäne mit 6 eigenen Jungen "adoptierte" zusätzlich ein Graugansküken.

 

Bereits im April 2016 wurden am Stausee brütende Höckerschwäne und mehrere anwesende Graugänse festgestellt, dann Anfang Mai am Ohnezufluss ein brütender Höckerschwan und gleichzeitig keine 10 m vom Nest entfernt eine einzeln schwimmende Graugans (ohne sichtbares eigenes Nest). Am 17. Mai wurde dann erstmals ein Paar Höckerschwäne mit 7 sehr kleinen Küken beobachtet. Es stellte sich heraus, dass die Höckerschwäne neben 6 eigenen Küken ein adoptiertes Graugans-Gössel führten. Dieses hatte von Anfang an seine eigenen Gewohnheiten. Es entfernte sich gern von der "Truppe" zum Grasen auf das Uferfestland, während die anderen in der Nähe auf dem Wasser blieben. Oder es schlummerte bewacht von einem (Stief-) Elternteil auf dem Damm, während die 6 anderen mit dem zweiten Elternteil auf dem Wasser Futter suchten. Auch mit zunehmendem Alter wurde es nicht verstoßen, entfernte sich aber zur Nahrungssuche durchaus 50m und weiter von der Familie, stets begleitet von einem Elternteil. Im September sah man die Höckerschwäne weiter im Familienverband, nun mit nur noch 4 verbliebenen eigenen Jungen (noch deutlich als „diesjährige“ erkennbar) und der Graugans. Allerdings war die bereits erwachsen wirkende Gans inzwischen deutlich kleiner als ihre Geschwister… Zeitweilig gesellte sich sogar noch eine weitere adulte Graugans hinzu.

 

Höckerschwäne brüten  bei uns schon länger regelmäßig. Der erste Brutnachweis einer Graugans im Obereichsfeld gelang jedoch erst im Jahr 2012 durch Stephan Zinke.

 

Nachtrag Sommer 2017: Die Höckerschwäne haben in diesem Jahr neuen Nachwuchs (2 Junge). Die Graugans hält sich weiterhin ständig bei Ihren letztjährigen "Adoptiveltern" auf und ist Bestandteil der neuen Familie.

 

November 2018: Die Graugans hält sich unverändert bei den beiden Höckerschwänen auf. Die drei werden regelmäßig auf dem Stausee und bei der gemeinsamen Futtersuche auf den umliegenden Feldern gesichtet.

 

Dr. I. Lilienthal

 

 

Bild zur Meldung: Graugansküken. Foto: I. Lilienthal (30.05.2016)

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Graugansküken von Höckerschwänen adoptiert (03.10.2016)